19.12.24
Sinopec: Chinas Ölnachfrage erreicht spätestens 2027 ihren Höhepunkt
Wie angenommen, stellten die Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell zum weiteren Zinskurs der Fed am gestrigen Mittwoch den stärksten Impulsgeber für die Ölpreise an ICE und NYMEX dar. Nachdem die Ölfutures am frühen Abend noch neue Tageshochs geschrieben hatten, fielen Brent und WTI nach der Pressekonferenz zur jüngsten FOMC-Sitzung noch auf neue Tagestiefs.
Zwar hatte der Offenmarktausschuss der Fed die Zinsen bei der Dezember-Sitzung noch einmal um 25 Basispunkte gesenkt, bei den Zinsprognosen, die die Notenbankerinnen und Notenbanker vierteljährlich abgeben, zeigte sich aber, dass einige Fed-Mitglieder für das kommende Jahr mittlerweile mit weniger Zinssenkungen rechnen als noch vor drei Monaten.
Dies gab dem Dollar erneuten Auftrieb, was die Ölfutures unter Druck setzte und wohl kurz- bis mittelfristig weiterhin belasten dürfte, da die Ölfutures in der US-Währung gehandelt werden und bei einem festeren Dollar für Trader außerhalb der USA teurer und somit unbeliebter werden. Die Bedenken über die Entwicklung der US-Ölnachfrage lässt die Aussicht auf eine langsamere Gangart der Fed bei den Zinssenkungen auch wieder steigen, weil dadurch auch die Konjunktur der USA länger gebremst wird.
Im Hinblick auf die Ölnachfrage Chinas sorgte der staatliche Raffineriebetreiber Sinopec heute Morgen mit seinen Prognosen zum Nachfragewachstum der Volksrepublik für weiteren Druck auf die Ölfutures, denn der Konzern rechnet spätestens bis 2027 mit einem Ende des Wachstums. Dies ist zwar etwas später als in den Prognosen der CNPC, deren Einschätzung zufolge die chinesische Ölnachfrage bereits 2025 ihren Höhepunkt erreichen könnte (10.12.2024 CNPC: Chinas Ölnachfrage vielleicht schon 2025 auf dem Höhepunkt), die Marktteilnehmer beruhigen dürften jedoch auch die Erwartungen der Sinopec nicht.
Was das Angebot anbelangt, so bleiben die Sanktionen des Westens gegen Russland und den Iran ein Faktor, den die Marktteilnehmer weiterhin im Auge behalten werden. Gleiches gilt für die geopolitischen Risiken. Die US-Rohölproduktion blieb derweil laut DOE in der vergangenen Woche auf ihrem bisherigen Rekordniveau von 13,6 Mio. B/T.
18.12.24
Landesweite Rohölvorräte der USA laut API deutlich gesunken
Der wichtigste Impuls für die Ölfutures an ICE und NYMEX könnte am heutigen Mittwoch erst nach Ende des europäischen Handels entstehen. Dann nämlich wird die Fed ihren aktuellen Zinsbeschluss verkünden und möglicherweise auch konkretere Hinweise auf ihren weiteren Zinskurs geben. Letzteres hoffen zumindest die Marktteilnehmer.
Priyanka Sachdeva von Phillip Nova verweist allerdings darauf, dass derlei Hinweise mit Vorsicht zu genießen sind, "insbesondere da Trump am 20. Januar ein Comeback plant". Die Analystin fügt erklärend hinzu: "Es herrscht die Meinung, dass Trumps Politik zu Inflation führen könnte, was zusammen mit Bedenken über eine mögliche Beeinträchtigung der Autonomie der Federal Reserve dazu führt, dass Ölinvestoren weiterhin vorsichtig bleiben."
Im Hinblick auf die chinesische Nachfrage bleiben die Marktteilnehmer unterdessen weiterhin skeptisch und die Analysten von Ritterbusch & Associates gehen davon aus, dass auch die weltweite Nachfrage im kommenden Jahr wahrscheinlich noch einmal nach unten korrigiert werden dürfte, während die Bestände wohl zunehmen werden. In den USA könnten auf kurze Sicht "die gut versorgten Benzin- und Destillatmärkte die Rohölpreise belasten", so die Analysten.
Der offizielle Ölmarktbericht des DOE für die Woche zum 13. Dezember ist heute um 16:30 Uhr fällig und dürfte nach Einschätzung der Analysten und des API Abbauten bei den landesweiten Rohölbeständen der USA und Aufbauten bei den Destillat- und Benzinvorräten zeigen. Sollten sich die starken Abbauten bestätigen, die das API gestern gemeldet hatte, wären die Rohölvorräte der USA nicht nur die vierte Woche in Folge gesunken, sondern hätten auch den niedrigsten Stand seit Ende September verzeichnet. Im Vergleich zur entsprechenden Vorjahreswoche wären sie knapp 22 Mio. Barrel niedriger gewesen.
Während die Rohölproduktion der USA zuletzt mit einem neuen Rekordhoch von 13,6 Mio. B/T glänzte (Woche zum 6. Dezember), fragt man sich am Markt momentan, wie stark das Ölangebot aus Russland durch die Ausweitung bzw. striktere Umsetzung der Sanktionen des Westens beeinträchtigt werden wird. Und auch das Angebot an iranischem Öl könnte wieder deutlich nachlassen, den unter der kommenden Trump-Regierung ist mit einer weiteren Verschärfung der US-Sanktionen gegen den Ölsektor der Islamischen Republik noch einmal. Die Biden-Administration drehte kurz vor dem Regierungswechsel zuletzt auch noch einmal an den Daumenschrauben, die dem Iran mit den Sanktionen angelegt worden waren.
17.12.24
Chinas Ölimporte deutlich gestiegen
Nach der Rallye in der Vorwoche nahmen die Trader gestern vornehmlich Gewinne mit, was laut Analyst Tony Scymore, von IG, so auch zu erwarten war. Vor allem die schlechten Konjunkturdaten hätten die Marktteilnehmer wieder eingenordet, nachdem die Erwartungen weiter Sanktionen gegen Russland und Iran die Notierungen stützten.
Mittlerweile dürfte wohl kaum noch einer erwarten, dass sich die enttäuschende Nachfrage aus China in absehbarer Zeit erheblich ändert, nachdem die CNPC scheinbar davon ausgeht, dass die Peak-Nachfrage des Landes bereits überschritten ist (16.12.2024 Chinas Peak-Verbrauch an Ölprodukten schon überschritten).
Peking kündigt zwar immer wieder stützende Maßnahmen für die Wirtschaft an, doch bisher ist kein nachhaltiger Effekt zu erkennen. „Welche Konjunkturmaßnahmen auch immer ergriffen werden, die Verbraucher glauben sie nicht, und ohne eine ernsthafte Änderung des persönlichen Ausgabeverhaltens wird Chinas Wirtschaftswachstum gebremst bleiben“, so die Einschätzung von John Evans von PVM.
Auch wenn Zinssenkungen sowie geopolitischen Risiken die Preise an ICE und NYMEX stützen können, so bleibt die schleppende Nachfrageentwicklung ein Hauptproblem – insbesondere für die OPEC. Denn auch wenn die Marktlage immer mal knapp sein kann und Brent in einer leichten Backwardation bleibt, so sind es einzig die OPEC+ Kürzungen wegen der die Preise auf dem aktuellen Niveau gehalten werden.
Die OPEC+ wird ihre geplanten Lockerungen wohl weiter verschieben müssen, bevor der Markt die Möglichkeit einer Rückführung der gekürzten Mengen ermöglicht. „Wann immer die OPEC entscheidet die Produktion wieder hochzufahren, wird das Risiko einer Überversorgung offenbar. Dies ist vielleicht eher etwas für 2026 als für 2025, aber irgendwann wird es bestimmt passieren, so die Einschätzung von Analyst Pavel Molchanov, von Raymond James.
16.12.24
Chinas Peak-Verbrauch an Ölprodukten schon überschritten
In dieser Woche richtet sich der Fokus am Ölmarkt erneut auf die Zinspolitik, da die Fed ein letztes Mal in diesem Jahr ihre Zinsen senken dürfte, was der Ölnachfrage zugutekäme. Zum Start in den Montag nehmen die Trader im frühen Handel zunächst jedoch einige Gewinne mit, nachdem die Notierungen in der Vorwoche auf den höchsten Stand seit Ende November geklettert waren.
„Nach dem Anstieg von 6 Prozent in der letzten Woche und angesichts der Tatsache, dass Rohöl in der Nähe der Höchststände der jüngsten Handelsspanne gehandelt wird, sind wahrscheinlich leichte Gewinnmitnahmen zu beobachten“, meint auch Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG. Er geht zudem davon aus, dass einige Banken und Fonds ihre Bücher vor der Weihnachtspause schon geschlossen und ihre Positionen somit glatt gestellt haben.
Gestützt wurden die Ölpreise zuletzt vor allem von geopolitischen Faktoren, allen Voran der Aussicht auf neue Sanktionen gegen Russland und den Iran. Es wird allgemein erwartet, dass vor allem letztere unter der neuen Regierung in den USA deutlich ausgeweitet werden (12.12.2024 Marktlage). Doch auch Joe Biden hatte kurz vor Ende seiner Amtszeit noch einmal die Daumenschrauben angezogen (04.12.2024 USA setzen weitere Unternehmen in Verbindung mit Iran auf Sanktionsliste).
Und auch der Druck auf Russland wird größer. So erklärte die US- Finanzministerin Janet Yellen am Freitag, dass die USA weitere Sanktionen gegen Tanker der russischen Schattenflotte erwägen und Sanktionen gegen chinesische Banken nicht ausschließen werden, um die Öleinnahmen Russlands und den Zugang zu ausländischen Importen für seinen Krieg in der Ukraine zu verringern. Auch eine Senkung der geltenden Preisobergrenze für russisches Rohöl sei nicht ausgeschlossen, betonte die Politikerin.
Laut Ölmarktanalyst Vivek Dhar von der Commonwealth Bank of Australia stützen die drohenden Angebotsrückgänge in Folge von geopolitischen Risiken und neuen Sanktionen die Preise aktuell: „Angebotssorgen in Verbindung mit geopolitischen Risiken sind ein zentrales Aufwärtsrisiko für die Ölpreise“. Dennoch seien die die Aussichten dank der „Erwartung eines Überangebots in Verbindung mit dem Wachstum des Nicht-OPEC+-Angebots, das den Anstieg des weltweiten Ölverbrauchs übersteigt“, weiterhin bearish. Brent werde deshalb im kommenden Jahr auf etwa 70 Dollar fallen.
Auf der Nachfrageseite bleibt unterdessen China das große Sorgenkind, nicht nur aus Sicht der CNPC. So zeigen Daten vom Montag, dass Chinas sichtbare Ölnachfrage im November um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken ist und knapp über 14 Mio. Barrel erreichte. Zudem zeichneten die Konjunkturdaten aus der Volksrepublik am Wochenende erneut ein gemischtes Bild, auch wenn die Regulierungsbehörden in Peking erneute Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft versprachen.
Diesen Nachfragesorgen wirken die Zinssenkungen der großen Notenbanken zumindest ein bisschen entgegen, meint Tony Sycamore, der auch von der Fed in dieser Woche eine neuerliche Zinsanpassung um 25 Basispunkte senken wird. Dies deckt sich mit der Meinung eines Großteil der restlichen Marktbeobachter, die ebenfalls von einer Senkung in dieser Größenordnung ausgehen.
Von Bedeutung wird am Mittwoch aber nicht nur die Verkündung des neuen Zinssatzes sein, sondern auch die Hinweise, die Fed-Chef Jerome Powell für das neue Jahr geben kann und wird. Niedrigere Zinssätze kurbeln üblicherweise das Wirtschaftswachstum und damit auch die Nachfrage nach Öl an.
12.12.24
EU-Mitglieder einigen sich auf weiteres Sanktionspaket gegen Russland
Die Preise an den Ölbörsen haben seit Anfang der Woche kontinuierlich zugelegt, sodass es zumindest aktuell danach aussieht, als könnten die Ölfutures in dieser Woche ein Plus verzeichnen, nachdem es in den beiden Vorwochen noch zu einem Preisrückgang gekommen war. Zur jüngsten Aufwärtsbewegung trugen unter anderem der Sturz des Assad-Regimes in Syrien bei, sowie die Aussicht auf weitere Sanktionen der USA und der EU gegen Russland, die sich auch auf das russische Ölangebot auswirken könnten.
Mit den Sanktionen will man unter anderem den Ölexport Russlands über dessen Schattenflotte weiter erschweren. Während es zu den geplanten Sanktionen der USA noch keine Details gibt, hieß es zum jüngst von den EU-Botschaftern abgestimmten Sanktionspaket nämlich bereits, dass neben Unternehmen und Einzelpersonen auch zahlreiche weitere Schiffe auf die rote Liste gesetzt werden. So will man die Einnahmen aus dem Ölhandel, die Moskau größtenteils auch dazu nutzt, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren, weiter sinken lassen.
Darüber hinaus kündigte der vom designierten US-Präsidenten Donald Trump genannte Kandidat für den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters seiner Regierung, Mike Waltz, am gestrigen Mittwoch in einem Interview mit dem Sender Fox News einen härteren Kurs gegen den Iran an. "Sie werden einen gewaltigen Wandel in Bezug auf den Iran erleben", kündigte Waltz im Hinblick auf den zu erwartenden Kurs der Trump-Administration gegenüber der Islamischen Republik an. "Wir müssen ihr Bargeld einschränken. Wir müssen ihr Öl einschränken. Wir müssen zu maximalem Druck zurückkehren", führte der Republikaner aus.
Die OPEC bezifferte die Rohölproduktion Irans in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht für November mit 3,3 Mio. B/T. Da sich das Land nicht an den freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+ beteiligt, könnten schärfere US-Sanktionen gegen die Islamische Republik das Ölangebot im ersten Quartal des kommenden Jahres noch weiter dezimieren, denn die Mitglieder des Produzentenbündnisses wollen ihre Kürzungen zumindest noch bis Ende März beibehalten.
Die Nachfrage nach Rohöl aus der OPEC+ dürfte laut dem aktuellen Monatsbericht der OPEC allerdings 2024 und 2025 geringer ausfallen, als noch im November prognostiziert, denn im gestern veröffentlichten Bericht hat Organisation ihre Erwartungen zum weltweiten Nachfragewachstum erneut gesenkt. Dies war bereits das fünfte Mal in Folge, dass die OPEC ihre Prognosen zum Nachfragewachstum nach unten korrigierte, was einen bearishen Faktor für die Ölfutures darstellt. Wie die IEA die weitere Entwicklung am Ölmarkt einschätzt, wird sich am Vormittag zeigen, wenn die Behörde ihren eigenen Monatsbericht herausgibt.
11.12.24
API meldet leichten Anstieg der US-Rohölvorräte
Die beiden Rohölkontrakte Brent und WTI konnten sich zwar auch am gestrigen Dienstag nicht nachhaltig über den starken Widerstandsbereich aus GD7 und GD21 hinwegsetzen, nichtsdestotrotz verzeichneten sie den dritten Handelstag in Folge einen Preisanstieg. Ob sie diesen heute weiter fortsetzen, wird vor allem auch von den US-Inflationsdaten abhängen, die heute Nachmittag veröffentlicht werden.
Während die jährliche Kern-Rate der Verbraucherpreisteuerung im November den Prognosen der Analysten zufolge bei 3,3 Prozent geblieben sein soll, geht man bei der Gesamtinflation von einem Anstieg auf 2,7 Prozent aus. Sollten die Inflationsraten höher ausfallen als erwartet, würde dies dafür sprechen, dass die US-Notenbank mit weiteren Zinssenkungen im kommenden Jahr zurückhaltender vorgehen dürfte - zumal auch noch abzuwarten bleibt, wie sich die Politik der kommenden Regierung auf die Inflation auswirken wird.
Ein zurückhaltenderer Kurs der Fed würde tendenziell den Dollar stärken, was die im Greenback gehandelten Ölfutures, die dadurch teurer für Trader außerhalb der USA werden würden, unter Druck geraten lassen würde. Am morgigen Donnerstag wird nun allerdings erst einmal die EZB über das weitere Zinsniveau im Euroraum entscheiden, wobei die Marktteilnehmer bereits mehrheitlich von einer erneuten Zinssenkung um 25 Basispunkten ausgehen.
Voraussichtlich noch vor den US-Inflationsdaten und dem Zinsentscheid der EZB wird die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht herausgeben. Die EIA gab am Dienstagabend bereits den Startschuss für die Dezember-Monatsberichte. Obwohl die Statistiker des US-Energieministeriums in ihrem aktuellen Bericht für 2025 nicht länger von einer Überversorgung, sondern von einem leichten Angebotsdefizit von etwa 80.000 B/T ausgehen, gab der Bericht den Ölfutures gestern keinen nennenswerten Auftrieb. Dies dürfte daran liegen, dass das Angebotsdefizit nicht zuletzt aus der Fortsetzung der bisherigen OPEC+-Kürzungen bis zum Ende des ersten Quartals 2025 resultiert - eine Entscheidung die ja vor allem auch aufgrund der trüben Aussichten hin-sichtlich der Nachfrageentwicklung getroffen wurde.
Obwohl die Ankündigung einer lockerere Geldpolitik in China in den vergangenen Tagen unter den Marktteilnehmern wieder für etwas mehr Optimismus hinsichtlich der Nachfrageentwicklung im Reich der Mitte sorgte, korrigierte die EIA ihre Prognose zur chinesischen Ölnachfrage für 2025 um -0,01 Mio. B/T auf 16,74 Mio. B/T nach unten. Die Nachfrage der USA dürfte da-gegen mit 20,53 Mio. B/T im kommenden Jahr etwas höher ausfallen, als es die EIA noch im November prognostiziert hatte (20,51 Mio. B/T). Wie sich die Ölnachfrage und die Versorgungslage in den USA in der vergangenen Woche entwickelt hat, werden die offiziellen US-Ölbestandsdaten des DOE heute um 16:30 Uhr zeigen. Das API meldete Dienstagnacht sowohl bei den Rohölvorräten, als auch bei den Benzin- und Destillatbeständen einen Anstieg.
10.12.24
Chinas Rohölimporte im November gestiegen
Nach dem Preisanstieg von gestern haben die Kurse zwar wieder ein Stück nachgegeben, der Großteil der Gewinne konnte bisher aber verteidigt werden. Nach wie vor stützen recht optimistische Meldungen zur Nachfrage aus China, ebenso wie die geopolitische Risikolage im Nahen Osten.
„Die zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten nach dem Zusammenbruch der syrischen Regierung haben den Rohölpreisen eine kleine Risikoprämie hinzugefügt“, erklären die Analysten der ANZ. IG-Experte Yeap Jun Rong relativiert dies allerdings etwas und weist darauf hin, dass sich die Spannungen bisher in Grenzen hielten und die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes und einer daran geknüpften Versorgungsunterbrechung somit eher gering ist.
Dennoch bleibt der politische Umbruch in Syrien ein Unsicherheitsfaktor. Das Land ist zwar selbst kein großer Ölproduzent, liegt aber strategisch nahe an anderen wichtigen Ölnationen und unterhält zudem enge Beziehungen zu Russland und dem Iran. Ein Regimewechsel wie er sich aktuell vollzieht, könnte also durchaus noch zu regionaler Instabilität führen.
Auf der Nachfrageseite bleibt hingegen weiterhin China im Fokus. Während die Konjunkturdaten der letzten Tage eher trübe Stimmung verbreiteten, sind zumindest die Ölimporte im November erfreulich stark angestiegen. Zudem kündigte die Regierung in Peking gestern die erste geldpolitische Lockerung seit 14 Jahren an, um das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln.
Analysten und Marktbeobachter zeigten sich vorsichtig optimistisch und scheinen davon auszugehen, dass die Rohölpreise künftig von Chinas fiskalischen Anreizen profitieren können. Tony Sycamore von der IG meint deshalb:. „Ich denke, dass sich die Schwäche von heute Morgen als gute Kaufgelegenheit erweisen wird, und erwarte, dass sich Rohöl in Richtung des oberen Endes seiner jüngsten Spanne von etwa 72,50 Dollar bewegt“.
Doch nicht nur die Nachfrageentwicklung in China wird genau beobachtet, auch die US-Nachfrage steht einmal mehr auf dem Prüfstand, je nachdem, wie die weitere Zinspolitik der Fed aussehen wird. Auch die US-Notenbanker entscheiden nächste Woche erneut über ihren Leitzins. Sollte er tatsächlich wie erwartet noch einmal gesenkt werden, wäre das eine gute Nachricht für die US-Ölnachfrage.
Am Ölmarkt herrscht größtenteils Konsens darüber, dass die Fed den Leitzins bei ihrer letzten Sitzung des Jahres um 25 Basispunkte nach unten anpassen wird. Allerdings stehen vor der Zinsentscheidung nächste Woche morgen noch die aktuellen Verbraucherpreise an. Sollten sie eine Überraschung liefern und höher ausfallen als erwartet und erhofft, könnte das die Fed durchaus in ihrer Marschrichtung beeinflussen.
Entscheidend dürfte außerdem sein, welche Signale die Fed für das neue Jahr senden wird. Mit der zweiten Amtszeit Donald Trumps und seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik erwarten die US-Notenbank immerhin zahlreiche Unwägbarkeiten, die sie sogar wieder zu neuen Zinsstraffungen zwingen könnten. Marktexpertin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova meint deshalb: „Die Ölmärkte waren in diesem Jahr eher von der Nachfrage als von der Angebotsseite abhängig, und daher zögern die Anleger, vor wichtigen politischen Entscheidungen der Fed, spekulative Positionen in Öl einzugehen“.
9.12.24
Assad-Regierung gestürzt – Neuer Brandherd Syrien?
Mit Start in die neue Woche tritt am Ölmarkt wieder der Nahostkonflikt in den Vordergrund, nachdem der syrische Machthaber Baschar al-Assad nach 24 Jahren Regierungsgewalt am Wochenende von Rebellen gestürzt wurde und nach Russland geflohen ist. Damit breitet sich die politische Instabilität in der Region weiter aus und am Ölmarkt wächst erneut die Gefahr möglicher Versorgungsunterbrechungen.
Allerdings haben sich die Ölmarktteilnehmer in den vergangenen Monaten an die Spannungen im Nahen Osten gewöhnt, zumal diese bisher keine spürbaren Probleme am Ölmarkt hervorgerufen haben. "Die Märkte gehen weitgehend davon aus, dass sich die Spannungen in Syrien in Grenzen halten werden und die Risiken einer breiteren Unterbrechung der Ölversorgung gering bleiben", glaubt deshalb auch Jun Rong Yeap, Marktstratege bei IG Asia.
"Die Entwicklung in Syrien hat eine neue Ebene der politischen Unsicherheit im Nahen Osten hinzugefügt, was dem Markt eine gewisse Unterstützung bietet“, meint hingegen Tomomichi Akuta von Mitsubishi UFJ Research and Consulting, schickt aber sofort hinterher: "Die Preissenkungen Saudi-Arabiens und die Verlängerung der Produktionskürzungen der OPEC+ letzte Woche haben jedoch die schwache Nachfrage aus China unterstrichen, was darauf hindeutet, dass der Markt zum Jahresende hin nachgeben könnte".
Akuta nimmt damit Bezug auf die Tatsache, dass der saudische Staatskonzern Aramco, der größte Ölexporteur der Welt, seine Januar-Preise für Öl an asiatische Kunden gesenkt haben soll. Offizielle Daten hat die Aramco noch nicht veröffentlicht (sobald dies geschehen ist, werden sie auch auf unseren Seiten zur Verfügung stehen), doch aus Unternehmenskreisen hieß es, die Original Selling Prices (OSPs) seien aufgrund der schwache Nachfrage des Hauptimporteurs China auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021 gesenkt worden.
Damit gießt Saudi-Arabien erneut Öl ins Feuer der ohnehin schon lange schwelenden chinesischen Nachfragesorgen. Aktuelle Konjunkturdaten von heute Nacht konnten dabei nur bedingt Abhilfe schaffen, denn die Verbraucherinflation erreichte im November in China ein Fünfmonatstief, während der Erzeugerpreisindex ebenfalls im Minusbereich blieb und damit darauf hindeutet, dass die Versuche der Regierung, Konjunktur und Nachfrage zu stärken, nur bedingt Erfolg haben.
Wie die drei Ölmarktinstitutionen OPEC, EIA und IEA die Aussichten für die Ölnachfrage und auch für das Ölangebot in den nächsten 12 Monaten einschätzen, dürften die in dieser Woche erwarteten Monatsreporte zeigen, die Dienstag, Mittwoch und Donnerstag auf dem Programm stehen. In den letzten Monaten waren die Prognosen in den drei großen Monatsberichten überwiegend bearish ausgefallen, woran sich auch in diesem Monat nichts geändert haben dürfte.
Darüber hinaus tritt auch die Zinspolitik wieder in den Fokus der Ölmärkte, da die großen Zentralbanken kurz vor Jahresende noch einmal über ihren Zinssatz beraten werden. Den Anfang macht in dieser Woche die EZB, die am Donnerstag zu ihrer Ratssitzung zusammentritt. Experten gehen davon aus, dass die Notenbankerinnen und -banker den Leitzins noch einmal um 25 Basispunkte senken werden.
6.12.24
Rheinfrachten gehen unverändert ins Wochenende
Wie von vielen Marktteilnehmern und Analysten im Vorfeld der gestrigen OPEC+-Sitzung bereits vermutet, beschlossen die Mitglieder der Produzentenallianz, die geplante Rückführung der Förderkürzungen noch einmal zu vertagen. Erst ab dem zweiten Quartal 2025 will man nun damit beginnen, die Produktionsmengen wieder nach und nach zu steigern. Nachhaltigen Auftrieb gab diese Entscheidung den Rohölpreisen an den Ölbörsen nicht.
Stattdessen sanken die Preise am Donnerstag erneut, "da die Besorgnis über eine gedämpfte globale Nachfrage und überversorgte Märkte zunahm", so die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova, die darauf verweist, dass die Marktteilnehmer damit sowohl den vom DOE für die vergangene Woche gemeldeten Rückgang der US-Rohölvorräte, als auch die Tatsache, dass sich die OPEC+ mit ihrer Produktionssteigerung länger Zeit lassen wird, nicht mehr weiters berücksichtigten. Sachdeva zufolge habe selbst die Abschwächung des US-Dollars in den letzten Sitzungen den Ölpreisen angesichts der zunehmenden Sorgen über die Nachfrageentwicklung im kommenden Jahr keinen stabileren Boden geben können.
Wie sich die US-Währung 2025 entwickeln wird, wird unter anderem von der Politik der neuen Regierung unter Donald Trump und der Zinspolitik der Fed abhängen, die ihren Zinssenkungskurs möglicherweise wieder umkehren muss, sollten die von Trum angekündigten Einfuhrzölle die Inflation in den USA wieder deutlich steigen lassen. Für die letzte geldpolitische Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) in diesem Jahr, die am 17. und 18. Dezember stattfindet, rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer allerdings noch mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte.
Die Erwartungshaltung diesbezüglich dürfte heute Nachmittag durch den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht für November beeinflusst werden, wobei ein eher enttäuschender Bericht die Spekulationen auf eine Zinssenkung in der oben genannten Größenordnung noch untermauern und den Dollar erneut unter Druck geraten lassen würde. Allerdings tendieren die Trader auch dazu, schlechte Arbeitsmarktdaten als Signal für eine schwächere Entwicklung der US-Ölnachfrage zu betrachten, sodass der Bericht die Preise an den Ölfutures zumindest kurzfristig belasten könnten, selbst wenn er den Dollar sinken lässt.
Eine große Unbekannte, die die Ölpreise mittelfristig aus Richtung des Angebots maßgeblich beeinflussen könnten, stellen die geopolitischen Konflikte dar. Eine nachhaltige bullishe Wirkung auf die Preise hätten diese allerdings erst, wenn sie zu umfangreichen Angebotsausfällen führen. Da dies bislang nicht der Fall war, konnten die Ölpreise die Nachfragesorgen nicht abschütteln und blieben trotz immer wieder auftretender Preissprünge insgesamt auf eher niedrigem Niveau.
5.12.24
Wartungsarbeiten an Europas größter Raffinerie abgeschlossen
An den Ölbörsen radierten Brent und WTI am gestrigen Mittwoch den Preisanstieg des Vortages größtenteils wieder aus, sodass sich die US-Rohölsorte WTI erneut nicht oberhalb der psychologisch wichtigen 70 Dollar-Marke halten konnte. Enttäuschende Konjunkturindikatoren aus den USA, ein neues Rekordhoch der US-Rohölproduktion sowie die Abwartehaltung vor der heutigen OPEC+-Videokonferenz veranlassten die Trader am Mittwochnachmittag dazu, Gewinne aus dem anfänglichen Preisanstieg der Kontrakte mitzunehmen.
"Die Marktteilnehmer beobachten genau, ob sich die OPEC+ auf die Ankurbelung der Preise durch eine Verlängerung der Produktionskürzungen konzentrieren wird oder sich dafür entscheidet, ihren Anteil am globalen Rohölmarkt durch eine Lockerung dieser Kürzungen zu verteidigen", so Satoru Yoshida, Rohstoffanalyst bei Rakuten Securities, zu den Fragen, die sich die Trader an ICE und NYMEX derzeit stellen. Allerdings geht Yoshida davon aus, dass sich die Reaktion des Marktes auf den nächsten OPEC+-Entscheid als eher kurzlebig erweisen dürfte. Bis zum Ende des Jahres rechnet er letztlich mit einem Preisanstieg, "da eine Erholung der US-Wirtschaft unter der Trump-Regierung erwartet wird und die Spannungen im Nahen Osten an-halten“.
Die am Mittwochnachmittag veröffentlichten Konjunkturindikatoren enttäuschten allerdings erst einmal. So signalisierten die Einkaufsmanagerindizes aus dem US-Dienstleistungssektor für November ein deutlich schwächeres Wachstum als noch im Monat zuvor und als es die Vorabschätzungen hatten erwarten lassen. Der Bericht des ADP über die Beschäftigung in der US-Privatwirtschaft zeigte darüber hinaus einen wesentlich geringeren Anstieg der neuen Stellen als für November erwartet. Umso gespannter ist man am Markt nun, ob auch der offizielle Arbeitsmarktbericht, den die Regierung am Freitagnachmittag veröffentlichen wird, deutlich hinter den Prognosen zurückbleibt.
Dies würde zwar dafür sprechen, dass die Fed weiterhin auf dem Zinssenkungspfad bleibt, was den Dollar belasten und die in der US-Währung gehandelten Ölfutures günstiger für Käufer außerhalb der USA machen würde. Allerdings würden schwächer als erwartete Arbeitsmarktdaten auch die Sorgen bezüglich der US-Ölnachfrage wieder steigen lassen.
Der gestern vom US-Energieministerium veröffentlichte Wochenbericht zum Ölmarkt in den USA wies für die vergangene Woche einen Rückgang der US-Ölnachfrage aus. Allerdings dürften die Marktteilnehmer bei den wöchentlichen DOE-Daten gestern auch besonders auf die Entwicklung der US-Rohölproduktion geachtet haben, die mit 13,5 Mio. B/T einmal mehr ein Rekordhoch verzeichnete. Das Produktionswachstum in den USA und anderen Ländern außerhalb der OPEC+ wird zusammen mit dem nachlassenden weltweiten Nachfragewachstum als Hauptfaktor für das im kommenden Jahr erwartete Überangebot genannt.
"Es ist einigermaßen deutlich geworden, dass der OPEC+ die Hände gebunden sind, und mit einem möglichen Anstieg der Ölproduktion durch eine Trump-Administration im Jahr 2025 könnte ihr Ziel, die Preise zu stützen, schwieriger sein“, so Yeap Jun Rong, Marktstratege bei IG Asia Pte, der auch schon einmal auf die "Drill Baby, Drill!"-Strategie verweist, die Trump immer wieder ankündigte. Dem Analysten zufolge würden die Preise aber am stärksten unter Druck geraten, wenn die OPEC+ das Handtuch wirft, indem sie beschließt, ihre Kürzungen nicht zu verlängern.
Unterdessen gilt es für die Trader auch, die geopolitischen Konflikte im Auge zu behalten. Bislang haben diese zwar nicht zu stärkeren Angebotsausfällen geführt, das Risiko bleibt jedoch weiterhin bestehen. Das Aus der Regierung des französischen Premierministers Michel Barnier, der gegenüber das Parlament gestern mittels Abstimmung sein Misstrauen ausgesprochen hat, trägt ebenfalls zur Unsicherheit der Marktteilnehmer bei - zumindest, bis feststeht, wie es politisch in der Grande Nation weitergehen wird.
4.12.24
USA setzen weitere Unternehmen in Verbindung mit Iran auf Sanktionsliste
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX legten im gestrigen Tagesverlauf um mehr als zwei Dollar pro Barrel zu. Der Preisanstieg war zwar teils technisch bedingt, aber auch von fundamentaler Seite erhielten die Ölfutures.
Da wären zum einen die zunehmenden Hinweise auf eine weitere Verschiebung der geplanten OPEC+-Produktionssteigerung. So scheint die Allianz vor ihrer morgen anstehenden Videokonferenz mittlerweile bereits darüber zu diskutieren, die Maßnahme gleich um mehrere Monate zu verschieben, sodass man zumindest im ersten Quartal nicht noch selbst zur Entstehung eines Überangebot beiträgt. Die Wirkung eines Hinauszögerns der Produktionssteigerung bleibt allerdings abzuwarten, wird sie am Markt doch bereits eingepreist.
"Selbst mit der Aussicht auf geringere iranische Ölexporte wird die OPEC+ wahrscheinlich einen harten Kampf vor sich haben, um eine Wiederaufnahme des Angebots zu rechtfertigen“, meint Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank of Australia, zum Thema und spricht damit auch gleich ein weiteres Thema an: die US-Sanktionen gegen den Iran. Diese wurden gestern noch einmal verschärft und am Markt geht man davon aus, dass die kommende Regierung nach dem Amtsantritt Trumps Teheran gegenüber die Daumenschrauben eher noch weiter anziehen wird.
Laut Dhar besteht das Hauptproblem darin, dass der Anstieg des Angebots außerhalb der OPEC im Jahr 2025 voraussichtlich das Wachstum der weltweiten Nachfrage in den Schatten stellen werde. Die IEA hatte in ihrem November-Monatsbericht für das kommende Jahr selbst bei einer Beibehaltung der OPEC+-Kürzungen von einem Angebotsüberschuss von über 1 Mio. B/T gesprochen.
Neben der OPEC+-Videokonferenz stehen in der zweiten Wochenhälfte nun noch die US-Arbeitsmarktdaten für November im Fokus. Einen Vorgeschmack darauf wird heute Nachmittag schon einmal der ADP-Arbeitsmarktbericht geben. Experten gehen davon aus, dass die Beschäftigung in den USA im vergangenen Monat wieder deutlich zugenommen hat, nachdem die Hurrikan-Saison und Streiks sie im Monat zuvor deutlich hatte sinken lassen. Da die Fed ihre Zinspolitik nicht nur von der Inflation sondern auch von der Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängig macht, werden (vor allem die am Freitag fälligen offiziellen) Arbeitsmarktdaten auch den Spekulationen über den weiteren Zinskurs der US-Notenbank wieder neue Nahrung geben.
Ebenfalls heute Nachmittag stehen die offiziellen US-Ölbestandsdaten des DOE auf der Agenda. Das API hatte gestern Nacht entgegen den Erwartungen der Analysten für die Woche zum 29. November einen Anstieg der landesweiten Rohölvorräte der USA gemeldet und auch bei Benzin und Destillaten Bestandsaufbauten in Aussicht gestellt. Sollte das US-Energieministerium (DOE) die bearishen Daten des API bestätigen, könnten die Ölfutures spätestens am Nachmittag wieder an Boden verlieren.
Die geopolitischen Konflikte bergen zudem weiterhin Potenzial für unverhoffte stärkere Impulse. Am gestrigen Dienstag erwies sich beispielsweise erneut die brüchige Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah als zusätzlicher preistreibender Faktor. Aber auch die Entwicklungen im Ukraine-Krieg behalten die Marktteilnehmer im Auge.
3.12.24
OPEC-Quellen: Kürzungsabbau erst zum zweiten Quartal 2025
Der Ölmarkt bleibt geprägt von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die es den Anlegern nicht gerade leicht machen, eine klare Markteinschätzung zu treffen. In diesem Zusammenhang wirft als das größte Ereignis in dieser Woche das nahende OPEC+ Meeting seine langen Schatten voraus.
„Die Anleger bleiben im Vorfeld des OPEC+-Treffens in Abwartehaltung“, beschreiben die Analysten von ANZ die heutige Marktlage. Dabei ist und bleibt es sehr wahrscheinlich, dass die von der OPEC+ geplante Förderanhebung ein drittes Mal verschoben wird, und das möglicherweise sogar bis zum zweiten Quartal 2025.
„Ich denke, es gibt keine andere Möglichkeit als eine Verschiebung“, glaubt auch Ölmarktexpertin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova. Aus ihrer Sicht dürfte es sich allerdings um monatliche Schritte handeln, „da die teilnehmenden Länder unter großem Druck stehen, ihre Produktion zu erhöhen“. Angesichts des Mangels an positiven Katalysatoren und der schwachen Nach-frage erwartet Sachdeva, dass die Ölpreise in einer engen Spanne mit Tendenz nach unten gehandelt werden.
Gestern noch hatten die Ölpreise zunächst zulegen können, was größtenteils auf die überraschend guten Konjunkturdaten aus China zurückzuführen war. Doch ein einzelner guter Datensatz reicht nun mal nicht aus, um monatelange Anzeichen einer schwachen Nachfrageentwicklung umzukehren und so bleibt man am Ölmarkt skeptisch, dass China im kommenden Jahr wieder seine Rolle als wichtigster Motor für den weltweiten Ölbedarf erfüllen kann.
Insgesamt bleibt am Ölmarkt das Spannungsfeld aus zahlreichen widerstreitenden Faktoren bestehen und erschwert den Anlegern die Orientierung. So bleibt etwa die Waffenruhe zwischen Israel und der Hesbollah höchst fragil und hält in Kombination mit dem neuen Brandherd Syrien die Risikoprämie hoch. Zusätzlich ist auch ein Ende der Eskalation im Ukrainekrieg nicht in Sicht und erhöht auch dort die Gefahr von Angebotsausfällen.
Gleichzeitig bleibt die nahende zweite Amtszeit Donald Trumps in den USA ein großer Unsicherheitsfaktor, da unklar ist, wie sich seine politischen Entscheidungen auf den Ölmarkt und auch auf die Zinspolitik der US-Notenbank Fed auswirken werden. Letztere befindet sich eigentlich auf dem Zinssenkungskurs und dürfte in diesem Monat den Leitzins noch einmal nach unten anpassen. Ob diese Marschrichtung aber auch im nächsten Jahr verfolgt werden kann, wenn Trumps protektionistischer Ansatz möglicherweise die Inflation wieder in die Höhe treibt, muss sich erst noch zeigen.